Virchow, Kreis Dramburg

Virchow, Kreis Dramburg

Virchow war das größte Dorf im Kreis mit vielartigen Gewerbebetrieben und lag an der Bahnstrecke Falkenburg – Kallies, 1,5 km südlich vom Südende des Vansow-Sees entfernt. Die Flächengröße betrug 3.124,8 ha, 1391 Einwohner lebten in 369 Haushaltungen, was einer Bevölkerungsdichte von 44.5 entsprach.

Virchow Kreis Dramburg
Virchow Kreis Dramburg

Wohnplätze waren: Juliushof, Karlshof, Seehof, Bahnhof und Forsthaus Virchow, Virchower Mühle. Die nächste Bahnstation war der Bahnhof und Kleinbahnhof Virchow, etwa 1,2 km entfernt. Virchow war Sitz des ev. Kirchspiels Virchow (Pfarrer Hans Walter OHSE), das kath. Kirchspiel war Schivelbein. Virchow war Sitz des Standesamtes im Standesamtbezirk Virchow und des gleichnamigen Amtsbezirkes. Das nächste Amtsgericht war in Falkenburg. Bürgermeister war Willy LÜCK, Schulleiter LÄSCHKE.

An landwirtschaftlichen Betrieben gab es: 44 von 0,5 ha bis unter 5 ha, 16 bis unter 10 ha, 23 bis unter 20 ha, 48 bis unter 100 ha. Der Gemeindehektarsatz lag bei 560 RM.

Gewerbliche Betriebe

An gewerblichen Betrieben gab es, die Bäckerei von August RAATZ, die Bäckerei und Konditorei von Erwin NAUJOCKS, die Bäckerei und Materialwarenhandlung von Karl BACKHAUS, das Baugeschäft von Wilhelm LÜCK (Walter und Willi LÜCK), der Brunnenbau von Wilhelm SCHULZ, die Dampfmühle und das Dampfsägewerk von Hermann KLEMP, die Dachdeckerei Reinhold HINZ, die Drogerie SCHMIDT, der Elektroanlagenbau von Ernst LÜCK und Fritz KELLER. Fotograf war Gustav HAHN, Friseur im Ort waren die Herren MIENERT und GIEHOFF. Gastwirtschaften waren die von Erich EITZKE, Ernst ZUNKER und Julius ZUNKER, die Kohlen- und Sämereienhandlung von Richard SMERLING, die Maschinenhandlung und Reparaturwerkstatt von Albert PETRICH.

An Material- und Kolonialwarenhandlungen (Hausrat) gab es die von Paul ERDNER, PROHN, SCHRÖDER, Ernst ZUNKER, die Ofenbaugeschäfte von Hermann BEIG und Paul QUAST, die Polsterei und Sattlerei von Fritz WAGNER, die Sattlerei KASKE, die Schlachterei Julius HEINRICH, die Schmiede Karl BANDITT, die Schmiede von Max LAWERENZ, die Schniederei SCHIEFELBEIN, die Schneiderei WELK, die Maßschneiderei und Textilwarenhandlung Paul LÖFFELBEIN, die Schuhmachereien BÖCKMANN, STRAUß und Ernst ZUNKER, die Tischlerei mit Sägewerk ERDNER & SÖHNE, die Tischlereien Albert KÜHN, Otto MANZ, Wilhelm SCHRÖDER und August VENZ. Dazu die Vereinsziegelei Virchow von Paul VENZ, dazu die Ziegelei von Gustav RÖNNSPIEß.

Dampfziegelei und Dampfsägewerk, Virchow, Kreis Dramburg
Dampfziegelei und Dampfsägewerk in Virchow, Kreis Dramburg

Flurnamen waren: Kaltgrund, Papenkamp, Hinterste Priegnitz. Die höchste Erhebung waren die Theerbrenner Berge mit 185,5 m. Ausgewiesen ist die Gemeinde auf den Messtischblättern Virchow Nr.2562 und Groß Linichen Nr.2563

Geschichtlicher Abriss

Aus vorgeschichtlichen Funden geht hervor, dass die Gegend um Virchow schon zur Stein-, Bronze-, Eisen- und wendischen Zeit besiedelt war. Das Gründungsjahr ist unbekannt. Vermutlich ist der Ort mit deutschem Recht um 1300 entstanden. 1333 schreibt der Pfarrer Otto tho Virche die Gründungsurkunde der Stadt Falkenburg. 1337 wird der Ort „Veriko“ im Landbuch als bewohnt genannt, 1364 heißt er Phierechow auch Pferchaw, 1404 Verchau. Am 14. März 1490 werden Anteile an Virchow im Lehnbrief der VON BORCKE aufgeführt.

1565 gehört der Ort zum „Beritt Falkenburg“, am 20. September 1657 „fouragieren und döschen“ die Polen das Getreide. 1837 kommt das Kirchspiel Virchow zum Kirchenkreis Tempelburg. Im Jahr 1891 Neubau der Kirche (eine Glocke stammt aus der Zeit um 1500), 1895 findet eine General-Kirchenvisitation durch den Generalsuperintendenten Jaspis (Stettin) statt. 1921 oder 1922 wurden die Glocken geweiht, 1930 wurde die neue Schule erbaut. 1932 gab es einen Brand bei der Firma ERDNER & SÖHNE.

Mitte Februar 1945 wird der Vorstoß der 1. Polnischen Armee bei Virchow aufgehalten, es gab dabei heftige Abwehrkämpfe vom 1. bis zum 3. März 1945; danach Besetzung durch die Polen.

Heutiger Name der Gemeinde: Wierzchow Drawsko Pomorskie (externer Link)

Quellen: Der Landkreis Dramburg, Seite 186 – 187, Dramburger Kreisblätter, eigene Aufzeichnungen