Dank der Initiative einiger Kallieser Bürger und der Stadtverwaltung wurde in den 20er Jahren am Großen Babrow ein Freibad errichtet. Das hatte naturgemäß eine Steigerung des Badelebens in der Stadt zur Folge. In diesem Zusammenhang müssen die Schulen erwähnt werden, die im Jahre 1928 mit einem systematischen Schwimmunterricht begannen. Es gab in den Folgejahren kaum Schüler oder Schülerinnen der Abgangsklassen, die nicht des Schwimmens kundig waren. Viele von Ihnen konnten Frei- und Fahrtenschwimmerscheine und sogar Grundscheine der DLRG erwerben.
Der vermehrte Badebetrieb ließ es notwendig erscheinen, Rettungsschwimmer auszubilden. Das war aber nur möglich, wenn Lehrscheininhaber der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit Prüfungsbefugnis zur Verfügung standen. Schon 1932 hatte der Landesverband der Deutschen Lebens- Rettungs-Gesellschaft mit Sitz in Stettin mit den Turn- und Sportverbänden des Kreises Dramburg in dieser Richtung Kontakte aufgenommen. Diese führten dazu, daß im Frühsommer 1933 in Falkenburg ein 6-tägiger Lehrgang zwecks Heranbildung von Rettungsschwimmern mit Lehrbefähigung und Prüfungsberechtigung durchgeführt wurde. An demselben nahmen auch zwei Kallieser Bürger teil und erwarben die notwendigen Berechtigungsscheine. Nun erfolgte die Gründung des Bezirksverbandes
Kallies der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Der MTV „Gut Heil“ und andere Sportvereine sowie verschiedene Schulklassen formierten sich unter Vorantritt der Kleberschen Kapelle zu einem Werbeumzug durch die Straßen von Kallies. Dann wurde in Kursen die praktische Arbeit am Badestrand aufgenommen. Die Teilnehmer waren in erster Linie Jugendliche beiderlei Geschlechts. Soweit noch nicht vorhanden, konnten sie Frei- und Fahrtenschwimmen machen. Die Hauptaufgabe lag aber in der Ausbildung zum Rettungsschwimmer und dem Erwerb des Grundscheines bzw. Leistungsscheines.
Damit war das Baden in Kallies sicherer geworden. Rettungsschwimmer wußten in gegebenen Situationen sich selbst zu helfen
bzw. Ertrinkende zu retten und wiederzubeleben. Eine Probe seiner Leistungen gab der Bezirk der DLRG gelegentlich eines
Schwimmfestes an der Badeanstalt, wo u.a. auch ein Bootsunfall demonstriert wurde. Ein Boot mit 6 bekleideten Personen kippte
um. Rettungsschwimmer eilten vom Strand aus zur Hilfe und schleppten die „Verunglückten“ mit sicheren Rettungsgriffen ans
Ufer, wo dann Wiederbelebung gezeigt wurde. Ein offizieller Rettungsdienst, der in der Hochsaison eingesetzt werden konnte, bestand allerdings nicht. Für die Kostendeckung einer solchen Einrichtung waren keine Mittel vorhanden. In der Badesaison bekannt geworden ist wohl nur ein Ertrinkungsfall, der sich ereignete, als kein Rettungsschwimmer zufällig am Strand anwesend war. Zwei Jugendliche (18) hatten auf ihrem Paddelboot ein Segel gesetzt und waren gekentert. Dabei konnte sich der eine retten, der andere – kein Kallieser und des Schwimmens wohl nicht ganz kundig – ertrank. Ein aus seiner Wohnung verspätet herbeigerufener Rettungsschwimmer bemühte sich vergeblich, da ihm die Unfallstelle nur ungenau bezeichnet werden konnte, so daß seine Tauchversuche ohne Erfolg bleiben mußten. Der Ertrunkene wurde später mit einem Netz aus dem Wasser gezogen; der Ertrinkungstod war nach ärztlicher Feststellung zwischenzeitlich
eingetreten. Daß nicht mehr Schwimmunfälle vorgekommen sind, ist u.a. den Männern, Frauen und Jugendlichen zu verdanken,
die einen hervorragenden Anteil an der Schwimm- und Rettungsausbildung hatten.
H.B.