Giesen, Kreis Dramburg
Giesen liegt im südlichen Teil des Kreises an der Kunststraße Kallies – Klein Sabin, 5 km von Kallies und 1/4 km nördlich vom Gr. Giesen-See entfernt. Die Gemeinde hatte vor 1945 eine Fläche von 2588,1 ha. Im Jahr 1939 lebten 418 Einwohner in 103 Haushaltungen.
Wohnplätze innerhalb der Gemeinde waren: Christiansberg, Heideschäferei, Luisenthal, Försterei Theerofen. Zur Gemeinde gehörten außerdem die Ausbauten Stelter und Zietlow. Die nächste Bahnstation war der Bahnhof Kallies-Stadt, der etwa 6 km entfernt lag.
Kirche und Verwaltung
Giesen gehörte zum evangelischen Kirchspiel Kallies, (Pastor Köhler war letzter Pastor) und zum katholischen Kirchspiel Arnswalde. Die Kirche in Giesen war ein kleiner rechteckiger Fachwerkbau, um 1700 erbaut und nach Süden gerichtet. Die weit gelegten Deckenbalken sind mit den Ständern der Langseiten mittels Zapfen verbunden, welche durch die Ständer hindurchreichen. Die Auflager der Balken werden durch eingeblattete Kopfstücke verstärkt. In der Nord- und der Südhälfte der Kirche befindet sich eine Empore. Aus der südlichen Empore trat der geschnitzte Kanzelaltar hervor.
An der östlichen Langseite befand sich das geschnitzte Epitaph des Ernst Joachim v. Wedel aus dem Hause Tütz, gest. 1693. Das gemalte Bildnis war umgeben von 9 Wappen. Gegenüber an der westlichen Wand befand sich ein Gemälde auf Leinwand; Christiane Henriette v. Blankenburg, gest. 1789. Darunter befanden sich zwei an einer Urne trauernde Engel.
Außerdem gehörten zum Inneren der Kirche, vier Gemälde auf Leinwand; Angehörige der Gutsherrschaft, drei Männer und eine Frau. Auf der Rückseite des einen Gemäldes: Peint a Varsovie par F. Rajecki 1747
Ein Holzturm mit gelöschten Wandungen stand an der Westseite der Kirche von dieser abgesondert. Dieser wurde 1918 abgebrochen und dafür ein neuer Holzturm vor der nördlichen Schmalseite der Kirche errichtet.
Auf dem Friedhof befand sich das freistehende Grabmal des Sigismund Freiherrn v. d. Goltz, gest. 1786; ein Sandstein, an der Urne ein Bildnis aus Marmor (verwittert).
(Aus Bau und Kusntdenkmäler des Kreises Dramburg, Seite 45)
Giesen gehörte zum Standesamtsbezirk Pammin. Letzter Lehrer udn Leiter der Volksschule in Giesen war Hans König. Die Gemeinde Giesen gehörte zum Amtsbezirk Pammin, Amtsvorsteher war A. Böning. Das zuständige Amtsgericht war das in Kallies. Der Bürgermeister der Gemeinde war Kurt Jolitz.
Landwirtschaftliche Betriebe
An landwirtschaftlichen Betrieben gab es 12 von 0,5 ha bis unter 5 ha; 4 Betriebe bis unter 10 ha; 6 bis unter 20 ha; 9 bis unter 100 ha und einen Betrieb mit einer Fläche von über 100 ha.
Das Rittergut hatte eine Fläche von 1903 ha, letzter Besitzer des Gutes war Joachim Neumann. Zum Gut gehörte eine Brennerei, eine Kartoffel- und Getreidesaatzucht, eine Warmblut-, Herdbuch-, Rinder- und Schafzucht. Der Revierförster war Hr. Bergmann. Eine große Linde befand sich hinter dem Gutspark, eine hohle Linde dazu auf dem Kirchhof. Flurnamen waren; Breite Kaveln, Gr. und Kl. Zatziger Bruch, Krauser Baum, Peckbruch, Torfbruch, Weißbruch, die Zetzig. Die höchste Erhebung mit 141 m Höhe, lag 3/4 km nordwestlich vom Vorwerk Christiansberg und wurde der „Schiefe Berg“ genannt. Ausgwiesen ist die Gemeinde in den Messtischblättern 2661 und 2662.
Geschichtlicher Abriss
Vermutlich ist die Gemeinde um 1300 entstanden, im Jahr 1326 wurde sie von einem polnisch-litauischen Heer ausgeplündert und zerstört. Giesen (lt. Urkunde) gehörte 1337 lt. Landbuch Heinrich v. Wedel. (der Ort war vermutlich noch nicht aufgebaut)
1664 urkundlich Giessen und 1732 Giesen. Um 1927/28 wurde die Chaussee Giesen – Klein sabin erbaut, wobei der Dammbau durch den „Kleinen See“ viel Arbeit durch wiederholte Kiesaufschüttungen verursachte. Giesen lag im Februar 1945 im Kampfgebiet, blieb aber fast unbeschädigt. Nach dem Krieg wurden zentrale Wasserleitungen angelegt. Die Wirtschaftsgebäude des Gutes wurden zum größten Teil abgerissen.
Heutiger Name der Gemeinde: Gyzyno Drawsko/Pom.
Erinnerungen an die Flucht aus Giesen
Ein Ortsplan auf Anfrage.
Quelle: Der Landkreis Dramburg, Seite 167; Dramburger Kreisblätter