Rützow, Kreis Dramburg
Rützow lag im nordwestlichen Teil des Kreises an der Kunststraße Dramburg – Sarranzig – Schivelbein am nördlichen Ufer des Rützower Sees und östlich vom Mandelkow See. Flächengröße betrug 1342,7 ha, 531 Einwohner lebten in 123 Haushaltungen, was einer Bevölkerungsdichte von 39,7 entspricht. Die nächste Bahnstation war im 12 km entfernten Dramburg.
Verwaltung und Kirche
Rützow gehörte zum evangelischen Kirchspiel Labenz, vorher Sitz eines eigenen Evangelischen Kirchspiels, deren letzter Pastor Wilhelm ROHDE war.
Die Gemeinde gehörte zum Amtsbezirk Labenz, der Bürgermeister der Gemeinde war Karl SCHULZ I.
Schulleiter der Dorfschule war bis 1939 Hans KUNOW.
Landwirtschaftliche Betriebe
An landwirtschaftlichen Betrieben waren, 30 von 0,5 ha bis unter 5 ha; 16 bis unter 10 ha; 28 bis unter 20 ha und 24 Betriebe bis unter 100 ha vorhanden.
Gewerbliche Betriebe
An gewerblichen Betrieben gab es die Mühle im Besitz von Reinhold SCHMIDT. Die Schmiede von G. DALLMANN und die Schmiede von O. JUST. Flurnamen nach den Aufzeichnungen von Pastor ROHDE waren:
Aschenweg, Blank Pfuhl, Bodenberg, Bruchberg, Bültbruch, Diek, Ebereschensoll, Egelpfuhl, Faulbach, Hägerbruch, Hasselberg, Hopfenberg, Hopfenbruch, Hufenberg, Galgenberg, Gießortsmösse, Karauschensoll, Kiebitzwiesen, Klemmösse, Kreuzmösse, Lange Mösse, Lillap, Mühlenfließ, Nesselbruch, Pastoreneichen, Rohrbruch, Schmiedefeld, Schulzenfeld, Sumpf, Vogelbauer, Wadel-Werder, Weihenberg, Ziegengrube und Trift.
Die höchste Erhebung war der Hufen Berg mit 158,4 m.
Geschichtlicher Abriss
Zur Wendenzeit wurde die Gegend um Rützow besiedelt, davon zeugen zwei Burgwälle in der Nachbarschaft. Wann der Ort entstand, ist unbekannt. Den Namen soll die Gemeinde von dem Geschlecht der RÜTZE erhalten haben. Vor 1300 wurde der Ort vermutlich mit deutschem Recht bewidmet. Die Hälfte des Ortes gehörte um diese Zeit den VON WEDEL, die andere den BREDERLO´S. Die Schreibweise des Namens änderte sich mehrmals. 1337 Rezsow und auch Retzow, 1364 Rozow.
1377 verkaufte VON WEDEL seinen Anteil dem Kaiser Karl IV., 1414 Ruczaw, 1417 Ratczaw, 1435 Ruezow, 1436 Rassaw und Ruspw. Im Jahre 1463 ist eine Mühle im Besitz des Landesherrn, 1550 heißt der Schulze Thomas EWERTH.
Laut Erbregister des Komturs von Schivelbein hatte Rützow 1579 einen Pfarrer, zwei Pfarrbauern, ein Lehnschulzen, siebzehn Bauern, fünf Kossäten und einen Müller.
1610 war Peter SCHULZ der Schulze im Dorf. 1657 wurde der Pastor BLANKENHAGEN von einem Polen mit dem Säbel in Stücke geschlagen, weil er die Kirchenbücher nicht herausgeben wollte. 1658 wurde ein neues Kirchenbuch angelegt. 1786 werden Frontdienste abgelöst, um 1800 gehen die Bauernhöfe in Erbpacht über. Nach Aufhebung der Leibeigenschaft gab es in Rützow 16 Bauern, 5 Halbbauern und 5 Kossäten, 1 Mühlenbesitzer (mit Wasser- und Windmühle), 1 Seebesitzer (188 Morgen Seefläche) und 1 „Pfarrcolonis“, der 60 Morgen Pfarracker bewirtschaftet.
Im Jahr 1911 wurde der Kriegerverein gegründet, noch vor 1930 wurde die neue Schule erbaut, die 1938 abgebrannt war.
Nach Auflösung des Schivelbeiner Kreises im Jahre 1932, gehörte Rützow zum Landkreis Dramburg. Am 3. März 1945 beschoss ein russsicher Panzer das Dorf, wobei das Kirchendach und ein Gehöft getroffen werden. Der Besitzer des Gehöftes wurde von einer Granate getötet. Am 5. März 1945 wurde das Dorf besetzt, die Bevölkerung in den Folgejahren vertrieben.
Heutiger Name: Rydzewo Drawsko Pommorskie
Quellen: Der Landkreis Dramburg, Seite 183; Dramburger Kreisblätter, eigene Aufzeichnungen