Wutzig, Kreis Dramburg
Die Gemeinde Wutzig lag 6 km südöstlich von Falkenburg an der Bahnstrecke Falkenburg-Kallies und an der Kunststraße Falkenburg – Märkisch Friedland. Die Flächengröße betrug 1.656,6 ha. Im Jahr 1939 lebten 402 Einwohner in 115 Haushalten.
Wohnplätze waren; Bonin, Bahnhof und das Forsthaus Wutzig. Die nächste Bahnstation war der Bahnhof Wutzig.
Kirche und Verwaltung
Wutzig war Sitz eines eigenen evangelischen Kirchspiels. Von 1934 – 1942 unter der Leitung von Pfarrer HOLZ.
Das nächste katholische Kirchspiel befand sich in Schivelbein. 1686 wurde die Kirche erbaut, der Kirchturm dazu im Jahr 1691. In den Jahren 1732 und 1737 wurden die beiden Glocken von Johann Heinrich SCHEEL aus Kolberg gegossen.
„Du kleine Kirche in des Dorfes Mitte,
aus dir erklang Lobpreis, Gebet und Fürbitte.
Deine Mauern versammelten alt und jung,
zum Hören, zum Lernen und zur Danksagung.
Die Glocken nahmen den Täufling in Empfang
und sangen dem Toten den Grabgesang.
So nimm nun für den gespendeten Segen,
aus der Ferne eine herzliches „Danke“ entgegen.
Wutzig gehörte zum Standesamtsbezirk Dietersdorf und zum Amtsbezirk Birkholz.
Das nächste zuständige Amtsgericht war in Falkenburg. Bürgermeister war Wilhelm DRÄGER.
Schulleiter zuletzt war Paul REISER.
Landwirtschaftliche Betriebe
An landwirtschaftlichen Betrieben gab es 3 von 0,5 ha bis unter 5 ha; 4 bis unter 10 ha; 5 bis unter 20 ha; 12 bis unter 100 ha und 2 Betriebe über 100 ha.
Das Rittergut hatte eine Fläche von 1001 ha und war 1939 im Besitz der Frau Emmy GRÜNEISEN geb. GÜNTHER. Der Gutsverwalter hieß Alfred FISCHER. Zum Gut gehörte eine Brennerei.
Gewerbliche Betriebe
Die Stellmacherei führte Hermann KLÜTZKE, die Tischlerei Herr SCHMIDT, dazu gab es im Ort eine Schneiderei.
Flurnamen: Erlengrund, Kotzhagen, Krietz und Schling. Die höchste Erhebung war der Voß-Berg mit 160,0 m.
Geschichtlicher Abriss
Die Entstehung des Ortes war vermutlich zur Wendenzeit, wahrscheinlich um 1300. Das Dorf wurde mit deutschem Recht gegründet und laut dem Landbuch, war es 1337 als bewohnt angegeben. Am 14. März 1499 im Lehnbrief der VON BORCKE aufgeführt. Vor 1657 war Wutzig ein großes Dorf mit 24 Bauern gewesen. Im selben Jahr wurde das Dorf von Polen ausgeplündert und eingeäschert, dabei wurden die Glocken geraubt. Das Gut war 1750 im Besitz von Otto VON BONIN, dem Erb- und Gerichtsherrn; um 1800 im Besitz von Wilhelm VON JARGOW, der 1807 als Major bei Wollin gefallen ist.
1837 wurde das Kirchspiel an den Kirchenkreis Tempelburg angegliedert. 1838 kaufte Wilhelm VON FLOTOW das Gut, sein Sohn Friedrich Ferdinand Adolph VON FLOTOW schrieb dort im Jahr 1847 einen Teil der Oper „Martha“. 1858 war Wutzig im Besitz von Julius GRIEBEN, der 1860 einen Teil an den Freiherrn VON KLOT-TRAUTVETTER, den anderen an Wilhelm STUBENRAUCH veräußerte. VON KLOT-TRAUTVETTER bezahlte dafür 150.000 Taler. 1873 übernahm, für 211.300 Taler, Richard GÜNTHER das Gut.
1884 waren14 Bauern im Dorf, außerdem ein „Hökerladen“ (kl. Kaufmannsladen), eine Gastwirtschaft und eine Bauernschmiede. Inzwischen wurde die Chaussee Falkenburg-Märkisch Friedland, die durch das Dorf führt, erbaut. Am 19. Juni 1891 brannte der Kuhstall des Gutes und am 29. März 1897 eine Gutsroggenscheune ab.
Seit dem 1. Dezember 1900 erhielt Wutzig eine Bahnstation. 587 Einwohner lebten im Dorf, (285 männliche und 302 weibliche). 1903 wurde der Kiesfußsteig längs der Dorfstraße angelegt. 1906 wurde der Kriegerverein gegründet, im Jahr 1911 herrschte die Maul- und Klauenseuche im Dorf. 1912 wurde die Elektrizitäts- und Maschinengenossenschaft gegründet. Am 24. Juli 1917 musste die große Kirchenglocke abgeliefert werden. Im Jahr 1921 übergab Richard GÜNTHER das Gut an seinen Schwiegersohn GRÜNEISEN. 1923 wurde die Postagentur aufgelöst, die Post wurde fortan über Virchow ausgeliefert. Im Haus WEILANDT wurde eine öffentliche Fernsprechstelle eingerichtet. Am 16. Juli 1825 hatte Wutzig 564 Einwohner, 1926 kam die neue Ersatzglocke.
1927 wurde das Schulgebäude errichtet, die alte Schule stammte aus dem Jahr 1843. Am 1. Oktober 1927 wurde der Gutsbezirk aufgelöst, 1931/32 erwarb der Fabrikbesitzer NAGEL aus Neustettin das Gut Bonin. Gründung einer freiwilligen Feuerwehr.
Heutiger Name: Osiek Drawsko / Pommorskie
Quellen: Der Landkreis Dramburg, Seite 189 – 190; Dramburger Kreisblätter und eigene Aufzeichnungen.