In Erinnerung an meine glückliche Kindheit in Dramburg tauchen vor meinem Auge zuerst neben der eigenen Familie die Namen der Straßen auf, die ich als Kind durchstreifte. Dann kommen die Menschen hinzu, die in ihnen lebten und mir besonders im Gedächtnis haften blieben. Sei es durch eigene Begegnungen oder durch Erzählungen der Erwachsenen.
Da ich bis zu meinem 15. Lebensjahr (bis zur Vertreibung 1945) in einer Dramburger Ackerbürgerfamilie lebte – auch meine Vorfahren lebten seit Anfang des 17. Jahrhunderts als solche in unserer kleinen Stadt – kam ich naturgemäß oftmals auch mit Menschen dieser Berufsgruppe in Kontakt. Die Namen dieser Menschen möchte ich heute einmal wieder ins Gedächtnis rufen.
Bei Durchsicht geretteter Unterlagen fiel mir das Arbeitsbuch meines Vaters in die Hände, das bis 1945 Gültigkeit hatte. Dort ist als Berufsbezeichnung „Landwirt“ angegeben. Nach alter Sitte sprach man in Dramburg aber von den in der Stadt wohnhaften und Gewerbe treibenden Landwirten/Bauern von „Ackerbürgern“, die außerhalb der früheren Stadtmauer ihre Felder besaßen. Dieser Begriff stammt also aus dem Mittelalter.
Wie in vielen ehemaligen ostdeutschen Kleinstädten beruht auch Dramburgs Existenz auf dem Ackerbau. Er war im Mittelalter in Hinterpommern die Haupterwerbs- und Nahrungsquelle. Da bei der Gründung der Stadt 1297 ihr eine ziemlich große Feldmark zugeteilt wurde (lt. Chronik mehr als vielen anderen Kleinstädten), siedelten sich viele Menschen an, die von auswärts kamen. Wer in der Stadt wohnen und Rechte genießen wollte, mußte das Bürgerrecht erwerben. Dazu war nötig, dass er so viel besaß, dass er in einem eigenen Haus einen Hausstand gründen konnte. Er zahlte dann ein sog. Bürgergeld an die Stadt und leistete den Bürgereid. Danach konnte der neue Bürger, wenn er noch einige Silbermark besaß, ein paar Hufen Land erwerben.
Ich denke, dass viele Dramburger sich, wie ich, noch an die bis 1945
Die Dramburger Ackerbürgerdort wohnenden Ackerbürger erinnern. Man half in der Ernte, kaufte Milch oder Kartoffeln von ihnen und lebte in guter Nachbarschaft.
Da sich meiner Meinung nach die Bauern der größeren Höfe außerhalb der Stadt Dramburg (Abbauten usw.) nicht zu den Ackerbürgern zählen würden, versuche ich nachfolgend nun die Namen der früher in der Stadt lebenden Ackerbürger niederzuschreiben.
Die meisten von ihnen wohnten in der Wollweberstraße:
Moeck, Blieske, Ebell, Ziegelmann, Quandt, Gehrke, Schwachert, Butzke, Köpnick, Goepfer, Diekow, Thiede.
Wuckerstraße: Timm, Krüger, Kopplin, Möhrke.
Burgstraße: Bretzke, Schwanz, Thiede, Blömke, Fiedelkorn, Schneider.
Klosterstraße: Müller, Karuhn, Hammerstädt, Lück, Müller, Beig, Hollatz, Arndt (Dreiangel-Arndt), Rosenow.
Lindenstraße: Knoll, (ehrenamtlicher Ortsbauernführer), Schneider.
Wiesenweg: Rahn, Buttke, Krüger.
Wangerinerstraße: Kopplin.
Gr. Mühlenstraße: Trendel, Pautsch, Schneider.
Gr. Marktstraße: Krüger, Baumann.
Bergstraße: (früher kleine Wollweberstraße): Ruth.
Falkenburger Straße: Buchholz
Gartenstraße: Raatz.
Gr. Dragestraße: Venner, Klug.
Hohe Torstraße: Braatz.
Jägerstraße: Schulz.
Joh. Tewsstraße: Liedtke oder Lüdke.
Danziger Platz: Leddien, Schade.
Die Aufzeichnungen von Harry Schönrock halfen mir die Namen der Dramburger Ackerbürger aufzuzählen. Sicherlich besteht keine Vollständigkeit und es würde mich sehr freuen, wenn die fehlenden Namen nachträglich veröffentlich werden könnten.
Christel Brohs, geb. Rosenow