Die Erfindung der Zentrifuge und ihre Einführung in die Milchwirtschaft bedeutete einen entscheidenden Fortschritt in der Technik der Milchverarbeitung. Die Folge davon war die Entstehung von Molkereien zur rationellen Verwertung der anfallenden Milch in der Zeit um die Jahrhundertwende.
So eröffnete auch Otto Polley, der bis dahin die Gutsmolkerei in Alt-Stüdnitz leitete, in Klein-Sabin am 1.Mai 1900 eine Molkerei. Zunächst dienten dem Betrieb Pachträume auf dem späteren Thom`schen Grundstück. Mit einem Göpelwerk wurden Zentrifuge und Butterfass angetrieben. Die Milch, die von den Bauern aus Klein-Sabin und Umgebung angeliefert wurde, wurde entrahmt und zu Butter verarbeitet. Die Zunahme der anfallenden Milchmenge machte auch eine Vergrößerung der Räume notwendig. Otto Polley kaufte das Grundstück des Bauern Birkholz, baute die vorhandenen Gebäude um und begann hier 1902 den Betrieb fortzusetzen. Die Jahre bis zum Beginn des ersten Weltkrieges waren von stetiger Aufwärtsentwicklung gekennzeichnet. Die Milch wurde nicht mehr ausschließlich zu Butter verarbeitet, sondern es wurde auch Käse hergestellt. Um das ganze Unternehmen krisenfest zu machen, wurde neben der Molkerei auch Landwirtschaft und Schweinemast betrieben.
Am 1. August 1914 wurde Otto Polley Soldat. Nicht nur der inzwischen in Märkisch-Friedland erbaute Molkereibetrieb wurde stillgelegt, sondern auch in Klein-Sabin musste zeitweise eine Zwangspause eintreten. 1919 aus dem Krieg zurückgekehrt, begann erneut der Aufbau. Die Wirren der Nachkriegszeit brachten manche Rückschläge und zum Teil fast unüberwindbar scheinende Verluste. Die Milchlieferanten und die angelieferte Milchmenge wechselten je nach allgemeiner Wirtschaftslage. Zeitweise kam in dieser Zeit sogar Milch mit der Kleinbahn von Gütern und großen Höfen, die an der Bahnstrecke Virchow/ Deutsch-Krone lagen. Die Käseherstellung wurde weiter ausgebaut. Steinbuscher Käse aus Klein-Sabin war nicht nur in Pommern bekannt, sondern es gab ihn auch in Leipzig, Dresden, Berlin und Lübeck.
Die Regelung auf dem Gebiet der Milch- und Fettwirtschaft brachte ab 1934 für das gesamte Molkereiwesen eine beruhigende Ordnung. Die Festlegung der Milcheinzugsgebiete erlaubte eine bessere Planung der maschinellen Einrichtungen. Das Göpel- oder Roßwerk von 1900 als Energiequelle war längst durch eine Dampfmaschine und diese wieder durch den Elektromotor ersetzt worden.
Ab 1934/35 wurden weitere Verbesserungen baulicher und maschineller Art vorgenommen. Die jährlich angelieferte Milchmenge stieg weiter an. Durch die gute Verwertung der Milch zu Butter und Käse waren auch gute Auszahlungsleistungen je kg Milch an die Milchlieferer möglich. Diese spornte wiederum zur weiteren Steigerung der Milcherzeugung auf den Bauernhöfen an. Schließlich wurde Milch nun aus den Ortschaften Klein-Sabin, Groß-Sabin, Schönfeld, Virchow, Neuhof, Herzberg, Friedrichshorst, Groß-Linichen, Deutsch-Fuhlbeck und Jakobsdorf einschließlich der dazugehörigen Abbauten sowie von Gut Vier bei Güntershagen nach Klein-Sabin geliefert. So flossen jährlich 3,8 Millionen kg Milch als weißer Strom in die Molkerei. Er wurde zu Trinkmilch, Deutscher Markenbutter, Steinbuscher Markenkäse und Speisequark verarbeitet. Aus dem Erlös dieser Erzeugnisse konnten den Milchlieferanten jährlich rund 600 000,– Mark an Milchgeld ausgezahlt werden.
Als am 11. Februar 1945 die ersten russischen Granaten im Ort einschlugen, wurde die letzte Milch in diesem Betrieb angenommen, aber nicht mehr bearbeitet.
Entnommen aus dem Buch „Virchow und Umgebung“, Bericht von Otto Polley