Baumgarten, Kreis Dramburg
Baumgarten lag in der Mitte des Kreises Dramburg, 5 km südöstlich der Kreisstadt Dramburg, am nördlichen Ufer des Gr. Lübbesees. Die Gemeinde hatte eine Fläche von 1265,7 ha, 408 Einwohner lebten in 89 Haushaltungen, was einer Bevölkerungsdichte von 32,3 entspricht. Wohnplätze waren die Abbauten von SCHMIDT, THUROW und TIMM. Die nächste Bahnstation war der Bahnhof Dramburg, etwa 5 km entfernt.
Baumgarten war durch seine Lage in der Kuppigen Grundmoräne und am Gr. Lübbesee eines der schönsten Dörfer des Kreises und ein beliebtes Ausflugsziel der Dramburger, die hier Erholung suchten und auch danden! Auf der 1897 – 1899 erbauten Chaussee Dramburg – Güntershagen konnte man das Dorf von Dramburg aus in einer guten einstündigen Wanderung erreichen. Der große, wundervolle See lud zum Baden, Rudern und Segeln ein. Der Dramburger Segelsportverein und der Ruderclub der Dramburger Oberschule hatten hier ihre Anlegestellen. Mit einem Motorboot konnte man von Baumgarten aus reizvolle Rundfahrten auf dem See unternehmen.
Zwei Gastwirtschaften im Ort sorgten für das leibliche Wohl der Erholungssuchenden. Der Schützenverein, der Gesangsverein, der Kriegerverein und der Sportverein dienten mit ihren Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft. Der Schützenverein in Baumgarten war übrigens der einzige, den es unter den Dramburger Dörfern gab. Eine gut ausgebildete Freiwillige Feuerwehr wurde nach dem Ersten Weltkrieg gegründet.
Als Zweitältester Verein ist der Gesangverein zu nennen. Dies war ein vierstimmiger gemischter Chor. Dirigent war Hauptlehrer
Carow. An den drei hohen Festen verschönerte der Verein mit geistlichen Gesangsvorträgen den Gottesdienst. Alljährlich
zu Ostern feierte der Verein sein Stiftungsfest, verbunden mit Gesang, Theater und Sängerball. Ich selber war kurze Zeit Vereinsmitglied
und gedenke noch oft der schönen Volks- und Heimatlieder, die gesungen wurden.
Später wurden ein Kriegerverein und ein Sportverein gegründet, welch letzterer jahrelang sehr spielstark und über die Grenzen
des Kreises Dramburg hinaus bekannt war. Als gemeinnützige Einrichtung wurde nach dem ersten Weltkrieg eine freiwillige Feuerwehr gegründet. Brandmeister war Schmiedemeister Hermann Zunker.
1. Reihe v. links: Wilhelm Lentz, Willi Kanitz, Karl Lentz
2.Reihe v. links: Hermann Zunker, Paul Kanitz, Hermann Rennhack
3.Reihe v. links: Hermann Baumbach, Fritz Zunker, Karl Baumbach, Gustav Lentz, 1 Spieler aus Mülheim und Schiedsrichter aus Sarranzig
(Foto von Hans Zunker, für das Dramburger Kreisblatt)
Kirche und Verwaltung
Baumgarten gehörte zum evangelischen Kirchspiel Baumgarten und zum katholischen Kirchspiel Schivelbein. Die Pfarrkirche war ein rechteckiger Bau aud Findlingen, geputzt, vielleicht aus dem 17. Jahrhundert, die Fenster wurden um die Mitte des 19. Jahrhunderts neugotisch verändert. Vor der Westseite befand sich ein verbretteter Fachwerkturm, quadratisch, über dem Dache geschweifte achteckige Haube mit Wetterfahne von 1716. Zum Inventar der Kirche gehörte ein geschnitzter Altar, aus gutem Blattwerk, wohl aus der Zeit um 1700. Die Kanzel, nebst Pfarrsitz und Brüstungen des Gestühls, entstammten ländlichen Arbeiten vom Anfang des 17. Jahrhunderts.
Zum Kircheninventar gehörten eine Messingschüssel, mit einem Durchmesser von 42 cm, Verkündigung Mariä, Umschrift in Minuskeln.
Zwei paar Zinnleuchter, der erste ist 22 cm hoch, bezeichnet 1688, Stempel der Stadt Treptow a. Rega (gestieltes Kleeblatt), im Meisterstempel IR über einem nach rechts springenden Greifen. Der zweite, 43 cm hoch, auf runden Fuß.
(Julius Kothe, 1934, „Die Bau- und Kunstdenkmäler“, Kreis Dramburg, Seite 29 und Seite 30)
Baumgarten gehörte zum Standesamtbezirk Güntershagen und zum Amtsbezirk Güntershagen. Das zuständige Amtsgericht war das in Dramburg, Bürgermesiter war Wilhelm RADANT. Schulleiter ab 1929 war Herr GEBAUER, vorher Paul Carow. Die Poststelle leitete Wilhelm SCHULZ.
untere Reihe v.l.: Otto Bonas, Gerhard Schulz, ganz rechts Paul Schulz;
2.Reihe: 7.Lotte Lentz, 8.Paul Taufenbach; 3.Reihe: Erna Voeltz, 4.Reihe; 5.Eva Wolter, 6.Giselau Mau, 5.Reihe: 1.Willi Brietzke, 4.Karl-Heinz Raddant
(Foto von Hans Zunker für das Dramburger Kreisblatt)
Landwirtschaftliche Betriebe
An landwirtschaftlichen Betrieben gab es, 13 von 0,5 bis 5 ha, 6 bis unter 10 ha, 8 bis unter 20 ha, 11 bis unter 100 ha, 1 über 100 ha. Das Rittergut hatte eine Fläche von 570 ha, Inhaber war Hugo WEIß.
Flurnamen waren; Achterbruch, Kalter Ort, Papenbruch, Schwedenschanze, Werder, Wolfsmösse, Zimmermannskaten. Die höchste Erhebung war mit 140,2 m nordöstlich von Baumgarten gelegen. Ausgewiesen ist die Gemeinde in den Messtischblättern Nr.2461, Nr.2560 und Nr.2561
Gewerbliche Betriebe
Im Adressbuch der „Müller und Mühlen“ werden im Jahr 1892, die Windmühle von Otto DABERKOW und die Wind- und Wassermühle von Albert STREY genannt. Otto DABERKOW war zugleich Gasthofbesitzer. Letzter Besitzer der Mühle war Wilhelm QUADE. Im Ort gab es zudem die Tischlerei von Wilhelm MAU, die Schmiede von Willi und Fritz ZUNKER, neben dem Gasthof DABERKOW noch den Gasthof LENZ.
Geschichtlicher Abriss
Aus vorgeschichtlicher Zeit erinnert der nördlich des Kuddowsees gelegene Burgwall. Er war eine typische „Höhenburg“ und diente den hier wohnenden Wenden in unruhigen Zeiten als sichere Zufluchtstätte. Baumgarten ist als deutsches Dorf vor 1300 entstanden, 1320 übereignet der Pommersche Herzog Wartislav IV. von Stettin das Dorf, auch andere benachbarte Dörfer, dem Augustiner-Nonnenkloster zu Pyritz zur Gründung eines Klosters. Im Jahr 1326 wird das Dorf von einem polnisch-litauischen Heerhaufen ausgeplündert und zerstört. 1337 wird es als bewohnt aufgeführt. (Es muss also zum Teil wieder aufgebaut worden sein.) Der Schadensnachweis von 1434 vermerkt, dass Baumgarten von Polen geplündert worden ist und auch großen Schaden erlitten hat. 1499 ist es im Besitz der VON BORCKE, 1507 und auch 1536 bestätigt Johann VON KÜSTRIN dem Anklam den Besitz des Ortes.
1579 erfolgt die erste Eintragung im Kirchenbuch. 1630 plünderten kaiserliche Truppen im Dreißigjährigen Krieg Baumgarten, 1647 finden nochmals Plünderungen durch kaiserliche, schwedische und Heerhaufen statt. Der Ort wird in Brand gesteckt und bis auf zwei Häuser eingeäschert. 1690 wird der Kirchturm gebaut, 1730 erhält der Turm eine Turmuhr. Im Jahr 1732 wird die Schule eingerichtet. Im Siebenjährigen Krieg sind in den Jahren 1758 bis 1761 wiederholt russische Soldaten in Baumgarten, drangsalieren die Bewohner und plündern. So nehmen am 14 Juni 1759 Kosaken den Bauern 150 Pferde, 300 Kühe, 1400 Schafe und 100 Ziegen fort.
Anfang November 1806 Durchzug französischer Chasseurs, 1897-1899 Bau der Chaussee Dramburg – Baumgarten – Güntershagen. Am 10. August 1936 brennt es im Dorf. Im März 1945 war das Gemeindegebiet Kampfgebiet.
Heutiger Name: Gudowo, Drawsko/Pom.
Quelle: Der Landkreis Dramburg, Seite 160 – 161, Dramburger Kreisblätter sowie eigene Aufzeichnungen.